Was ist Taijiquan?


Ein chinesisches Sprichwort besagt:

„Wer regelmäßig Taijiquan übt, wird geschmeidig wie ein Kind, stark wie ein Holzfäller und gelassen wie ein Weiser.“

 


Schreibweise und Begriffserklärung


Nach einer alten traditionellen Umschrift, die Wade-Giles-Umschrift, schreibt man Tai Chi Chuan, T`ai Chi ch´uan oder auch T´ai chi ch´üan. Aufgrund der verschiedenen chinesischen Dialekte (Mandarin, Kantonesich etc.) schuf die kommunistische Zentralregierung eine einheitliche Umschrift, die Pinyin genannt wird. Nach der modernen Umschrift schreibt man heute Taijiquan, dabei kann es auch vorkommen, dass es ohne Sinnveränderung getrennt (Tai Ji Quan oder Taiji Quan) geschrieben wird. In Anlehnung an den Deutschen Dachverband für Qigong und Taijiquan e.V. (DDQT) wird hier die neue Umschrift benutzt.

 

Taijiquan wird heute aus Bequemlichkeit oft abgekürzt und ist deshalb verbreitet nur unter dem Namen Tai Chi bekannt. „Taiji“ ist ein eigenständiger Begriff, der die höchste Harmonie von Yin und Yang beschreibt. Yin und Yang ist ein sehr altes Konzept in der chinesischen Philosophie (Daoismus).

 

Yin (schwarz) steht für Erde, Passivität, Ruhe, das Weiche,..., Yang (weiß) steht für Himmel, Aktivität, Aktion, das Harte...usw. Nach diesem Prinzip hat alles auf der Welt einen Anteil Yin und einen Anteil Yang und unterliegt ständig dem Phänomen der Wandlung. Da nach dieser Philosophie auch der Mensch in Yin und Yang unterteilt ist, strebt man nach der Harmonisierung dieser Gegensätze durch bestimmte Übungen. Das Wort „Quan“ bedeutet Faust und steht für das Kämpfen mit bloßen Händen. Taijiquan bedeutet somit soviel wie das höchste Prinzip mit der Faust zu kämpfen. Nach außen ist Taijiquan gekennzeichnet durch natürlich sanfte und harmonisch fließende Bewegungen, die Körper, Geist und Seele miteinander verbinden sollen. Taijiquan ist Gesundheitsübung, Meditation in Bewegung und Kampfkunst in Einem. Das Prinzip von Yin und Yang zeigt sich beim Üben, durch ständige Wandlung: zum Beispiel bei den ständigen Gewichtsverlagerungen von einem Bein auf das andere, oder auch beim Heben und Senken der Arme.



Ursprung und Entwicklung


Die Entstehung des Taijiquan geht auf eine Legende zurück. Demnach wurde es im 13Jh. von dem daoistischen Mönch Zhang Sanfeng entwickelt, der einen Kampf zwischen einer Schlage und einem Kranich beobachtete. Historisch überliefert wurde Taijiquan wahrscheinlich von Chen Wangting (1597-1664) entwickelt. Er vereinte philosophische Prinzipien und Übungen (Qigong) des Daoismus, Erkenntnisse der chinesischen Medizin und Aspekte der Kampfkünste miteinander und gab das Wissen als geheime Kampfkunst innerhalb der Familie weiter. Yang Luchan (1799-1872), erstes Nicht-Familienmitglied, machte es auch anderen Interessierten zugänglich. Heute gibt es verschiedene Stile, benannt nach dem Familiennamen oder ihrem Ursprung, z.B. Chen, Yang, Wu, Sun, Hao, Li, ZhaoBao und Wudang.  

 

 

 

Alle diese Stile basieren jedoch auf den gleichen grundlegenden Prinzipien. Im 20.Jh. wurde Taijiquan vor allem durch chinesische Auswanderer weltweit verbreitet. Die Bewegungskunst wurde im Laufe der Zeit den Bedürfnissen der Übenden angepasst. Deshalb gibt es heute eine Vielzahl unterschiedlicher Übungsformen und Ansätze in der Vermittlung dieser Bewegungskunst. Je nach Betonung eines Aspektes kann, unabhängig vom Alter und der Konstitution, den individuellen Bedürfnissen der Übenden entsprochen werden. „Das Taijiquan“ gibt es nicht! Jeder Interessierte ist dazu angehalten sich umzuschauen und auf sein Bauchgefühl zu hören, wenn es um die Wahl eines oder mehrerer Lehrenden geht.